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Alexander Melkus über die Positionierung von Sigmatek als Automatisierer

Standard oder Kundenspezifisch?

Sigmatek bietet längst ein breites Standardportfolio für die Automatisierung an. "Die Anfänge des Unternehmens liegen allerdings in kundenspezifischen Lösungen", betont Alexander Melkus. Der Geschäftsführer erklärt im Gespräch mit dem SPS-MAGAZIN, warum diese auch heute noch ein wichtiger Teil der Signatur von Sigmatek sind, und wie es pünktlich zur SPS 2024 gelungen ist, beide Stoßrichtungen - Standard und kundenspezifisch - in einem Produkt zu vereinen.

Sigmatek wendet sich als mittelständischer Automatisierer unter anderem mit einem breiten Angebot an CPUs, I/Os, Safety und Antriebstechnik an den Markt. Wie unterscheiden Sie sich dabei von anderen Anbietern, Herr Melkus?

Alexander Melkus: Allein schon durch unser Selbstverständnis. Es lautet: Wir scheuen keine Applikation. Von einer Einschränkung abgesehen: Sie muss schon eine gewisse Komplexität mitbringen. Denn bei ganz einfachen Anwendungen ohne Seriencharakter kann unsere Automatisierungsplattform ihre Stärken nicht ausspielen. In deren Rahmen steht dem Nutzer ein breites Spektrum an Hardwarekomponenten und -modulen zur Verfügung. Diese werden von umfangreichen Bibliotheken an digitalen Funktions- und Technologiebausteinen ergänzt, so dass der Anwender umgehend in die Applikationsentwicklung gehen kann. Kurzum: Wir ermöglichen es, komplexe Anwendungen einfach zu lösen.

Wie kann das funktionieren?

Unsere Entwicklungsumgebung Lasal bietet einsatzbereite Bausteine für Ablauf- und Bewegungssteuerung – also quasi fertige Applikationsteile – die den Aufwand im Engineering deutlich reduzieren. Dazu gehören z.B. CNC- oder Kinematik-Bausteine, die nur noch applikationsspezifisch konfiguriert werden müssen. Auch für die Visualisierung steht eine umfangreiche Bibliothek bereit, so dass sich einfach eine moderne Bedienoberfläche erstellen lässt. Alles in allem kann er schon früh im Engineering die Steuerungsentwicklung mit der Antriebsauslegung und der Maschinenbedienung zusammenbringen.

Und was ist mit der Safety?

Hier unterscheiden wir uns ebenfalls vom typischen Angebot auf dem Markt. Unsere Sicherheitssteuerung kann standalone eingesetzt werden oder nahtlos ins Steuerungssystem integriert werden. Mit diesem Ansatz ist es für den Anwender extrem einfach, die jeweiligen Safety-Anforderungen umzusetzen. Speziell wenn es um anspruchsvollere Sicherheitsfunktionen geht. In einem weiteren Schritt haben wir jetzt auch die Antriebstechnik direkt in unsere Sicherheitslösung integriert. Wieder nach einem Markt-untypischen Ansatz. Denn Basisfunktionen wie STO oder SS1 finden im Antrieb statt. Überwachungsfunktionen lösen wir in Kombination mit der Safety-Steuerung – und entsprechende Parametersätze im Drive, was die Handhabung deutlich vereinfacht. In allen Fällen ist zudem gewährleistet, dass man weder die Sicherheitssteuerung noch die Standard-SPS unnötig aufblasen muss.

Wie feingranular ist die Automatisierungsplattform von Sigmatek denn generell aufgesetzt?

Die Palette an I/O-Modulen in unserem Standardbaukasten reicht von zwei bis rund 20 Ein- und Ausgängen. Ähnlich breit ist der Range auf CPU-Seite. Wir legen Wert darauf, dass der Anwender mit einer schlichten Singlecore-ARM-CPU schon umfangreiche Applikationen lösen kann – samt interpolierender Achsen. Unser Angebot steigt dann entsprechend der Komplexität über ARM-Dualcore-Prozessoren bis zu den Plattformen von Intel. Vom Kosten/Nutzen-Verhältnis haben wir also immer eine passende Lösung. Auf Antriebsseite denkt Sigmatek ebenfalls sehr modular. Verlässt man den Standardbaukasten jedoch in Richtung unseres kundenspezifischen Angebots, sind fast keine Grenzen mehr gesetzt.

Was heißt das konkret?

Wenn man berücksichtigt, wo das Unternehmen herkommt, dann liegt hier eine unserer ganz großen Stärken. Denn Anfangs war Sigmatek auf perfekt passende Lösungen für den Serienmaschinenbau ausgerichtet – sprich auf kundenspezifische Entwicklungen. Daraus hat sich dann relativ schnell unser modulares System abgeleitet. Die Kompetenz, auf Kundenwunsch Automatisierungslösungen nach Maß zu schneidern, hat sich Sigmatek aber seit den Anfängen erhalten. Auf den Punkt gebracht: Kundenspezifisch ist nach wie vor ein wichtiger Teil unserer Signatur. Das werden wir auf dem Messestand der SPS 2024 auch wieder zeigen.

Ein feingranulares Standardportfolio und gleichzeitig maximal flexibel bei Kundenwünschen: Ist das nicht ein großer Spagat für ein mittelständisches Unternehmen?

Die meisten Marktbegleiter setzen allein auf ihr Standardportfolio. Was der Anwender darin nicht findet, bekommt er auch nicht. Das ist bei uns anders – und ein wichtiges Unterscheidungskriterium. Selbst wenn wir einen Spagat dafür meistern und sehr nah an die Applikation der Kunden heran müssen. Folglich hat Sigmatek auch keinen Katalogvertrieb, sondern einen beratenden Vertrieb mit technisch sehr qualifizierten Mitarbeitern. Auch das Entwicklungs-Team sowie die Support-Mannschaft, die den Vertrieb unterstützen, sind überdurchschnittlich stark.

Das heißt Sie setzen komplett neue Lösungen für Ihre Kunden auf?

Bei Bedarf tun wir das. Das Spektrum reicht von modifizierten Standardkomponenten bis zu vollständigen Neuentwicklungen – egal ob Hardware oder Software. Allerdings ist in den meisten Fällen die kundenspezifische Entwicklung nur ein Teil der Lösung. Meistens enthält das Paket auch Automatisierungstechnik aus unserem Standardbaukasten.

Spüren Sie Tendenzen für oder gegen kundenspezifische Entwicklungen auf dem Markt?

Es gibt zwei Strömungen bei den Maschinenbauern. Unsere Plattform ist seit dem Lieferketten-Chaos der letzten Jahre für viele interessant, die eigentlich ausschließlich auf Standardprodukte setzen, aber einkaufsgetrieben jetzt nach einer Second-Source-Möglichkeit suchen. Die Nachfrage nach unseren Komponenten aus dem Baukasten steigt also. Die Anwender aus der anderem Gruppe sind sehr Technik-affin und wollen in dieser Hinsicht einen USP besetzen. Die sind dann eher kundenspezifisch orientiert. Man muss an dieser Stelle betonen, dass Sigmatek generell sehr fokussiert auf die in ihrem Segment führenden Maschinenbauer ausgerichtet ist – und die wollen normalerweise exakt passende Lösungen, um ihren Vorsprung im Wettbewerb zu behalten. Der Marktführer ist ja in der Regel auch der Innovationstreiber. Deswegen umfassen die Lösungen für unsere größeren Kunden fast immer kundenspezifische Elemente.

Apropos Innovation: Was gibt es an Highlights am Sigmatek-Stand auf der SPS zu sehen?

Wir haben in Nürnberg aus allen Bereichen unseres Portfolios Weiterentwicklungen dabei – auf Hardware- genauso wie auf Software-Seite. Das Glanzlicht auf der Hardware-Seite bildet sicherlich unser neues X-Dias-System. Nach der Sneak Preview im letzten Jahr war das Feedback der Messebesucher so gut, dass wir die Lösung jetzt zur Serienreife geführt haben. Zudem präsentieren wir Neuheiten, die das Portfolio an verschiedenen Stellen abrunden, z.B. neue Web-Panels oder Servoverstärker für das kompakte S-Dias Hutschienensystem, die um Absolutwertgeber ergänzt wurden. Softwareseitig zeigen wir z.B. verschiedene Erweiterungen in der Engineering-Umgebung Lasal sowie neue Schnittstellen zu externen Tools, digitalen Zwillingen und übergeordneten Systemen. Auch unsere Visualisierungssoftware sowie die Lösungen für die Navigation von AGVs und AMRs wurden weiterentwickelt.

Um was handelt es sich denn bei X-Dias? Um die Ablöse von S-Dias?

Nein. Es geht um ein sich ergänzendes System – bei dem allerdings unsere kundenspezifische Ausrichtung ganz klar im Mittelpunkt steht. X-Dias-Module lassen sich einfach in das OEM-Design von Verdrahtungs-Boards integrieren – das spart Verdrahtungszeit und Kosten. Der Kunde kann die für seine spezielle Anwendung benötigten Features nach Gusto auf dem Embedded Board ergänzen. In diesem Sinne ist es uns mit X-Dias letztlich gelungen, die Kombination von Standard und kundenspezifisch auf die Komponente herunterzubrechen und in einem Produkt zu vereinen.

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