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Pepperl+Fuchs gründet Start-Up für individuelle I4.0-Lösungen

Komplexität einkapseln

Neoception wurde im Januar 2017 von Pepperl+Fuchs als eigenständige Start-Up-Tochter speziell für die Entwicklung von industriellen IoT-Lösungen gegründet. Das Unternehmen bietet individuelle Dienstleistungen, um die Intelligenz und Kommunikationsfähigkeit von Anlagen im Sinne von Industrie 4.0 weiterzuentwickeln. Dabei liegt der Fokus darauf, einen unmittelbaren Mehrwert für OEMs und Anlagenbetreiber zu schaffen, sowie die Tür zu neuen Geschäftsmodellen zu öffnen.
Bild 1: Die Neoception GmbH wurde im Januar dieses Jahres in Mannheim als Tochter von Pepperl+Fuchs ins Leben gerufen. Das Unternehmen bietet individuelle Dienstleistungen für Industrie 4.0 Lösungen.
Bild 1: Die Neoception GmbH wurde im Januar dieses Jahres in Mannheim als Tochter von Pepperl+Fuchs ins Leben gerufen. Das Unternehmen bietet individuelle Dienstleistungen für Industrie 4.0 Lösungen.Bild: Pepperl+Fuchs GmbH

Das junge Team hinter dem IIoT-Start-up besteht derzeit aus drei Spezialisten für industrielle IT-Technologie. Sie genießen große Eigenständigkeit in der Entwicklung ihres Geschäftsmodells. Zeitgleich haben sie einen Konzern im Rücken, der ihnen hilft, ihre Ideen in industrieller Größenordnung zu verwirklichen. „Das ist eine ideale Konstellation, um bedarfsgerechte IoT-Lösungen für produzierende Unternehmen zu entwickeln und das Feld der Softwaredienstleistung für die Pepperl+Fuchs Gruppe intelligent auszubauen“, beschreibt es Dr. Jörg Nagel, Leiter der Neoception. Die Grundidee seiner Firma erklärt er so: „Industrie 4.0 ist zwar in aller Munde, doch ist das Konzept noch immer stark akademisch-theoretisch geprägt. Gerade kleinere und mittlere Firmen haben oft nicht die Kapazitäten, um in die Tiefen dieser neuen Welt einzusteigen. Genau hier helfen wir unseren Kunden mit einem umfassenden Dienstleistungsangebot. Wir bahnen für sie den Weg von der konventionellen Automatisierung zur industriellen IT-Architektur der Zukunft, in praktikablen einzelnen Schritten.“ Der erste Schritt auf diesem Weg heißt bei Neoception in der Regel Creative Consulting. Dabei werden zusammen mit dem Kunden die Möglichkeiten und Potenziale innovativer IoT-Services analysiert und deren gemeinsame Entwicklung angestoßen. Jörg Nagel erläutert am Beispiel eines Herstellers von Sägemaschinen, wie das in der Praxis aussehen kann: „Die hochwertigen Maschinen laufen jahrelang ohne nennenswerten Servicebedarf. Außer der gelegentlichen Nachbestellung von Sägeblättern bekommt der Hersteller von seinen Kunden kaum eine Rückmeldung, bis plötzlich eine größere Reparatur – dann aber sofort – durchgeführt werden muss. Hätte er Zugriff auf Betriebsdaten aus der Sägerei, könnte er diesen Noteinsatz durch rechtzeitigen Service wahrscheinlich vermeiden und damit ungeplante Stillstandszeiten umgehen. Wir sorgen dafür, dass solche Daten zuverlässig zur Verfügung stehen.“

Bild 2: Das Kerngeschäft der Neoception dreht sich um Daten aus der Feldebene. Das Angebot besteht darin, diese alltagstauglich dem Kunden zur Verfügung zu stellen.
Bild 2: Das Kerngeschäft der Neoception dreht sich um Daten aus der Feldebene. Das Angebot besteht darin, diese alltagstauglich dem Kunden zur Verfügung zu stellen.Bild: Pepperl+Fuchs GmbH

Gateway zu neuen Geschäftsmodellen

In diesem speziellen Fall würde Neoception die Anbindung der in der Maschinensteuerung vorhandenen Daten an eine zentrale Datenplattform realisieren. Dabei kann es sich z.B. um Stromaufnahmeprofile des Antriebs oder Messwerte von Sensoren handeln, aus denen sich Rückschlüsse auf den Betriebszustand der Säge ziehen lassen. Aus der Veränderung der Werte folgern eigens für den Kunden entwickelte Algorithmen, dass ein Wartungsbedarf ansteht. Wenn der definierte Grenzwert überschritten ist, erfolgt die Benachrichtigung der zuständige Mitarbeiter automatisch. Der Hersteller der Säge kann auf dieser Grundlage der Sägerei ein Rundum-Sorglos-Paket mit Verfügbarkeitsgarantie anbieten, weil er den Zustand der Maschine in Echtzeit beobachten und frühzeitig auf Veränderungen reagieren kann. Nebenbei bekommt er ein neues Geschäftsmodell, das ihn viel enger und dauerhafter mit seinem Kunden verbindet. Solche Lösungen mit greifbarem Mehrwert entstehen nicht auf der Grundlage starrer Lasten-Pflichten-Hefte. Stattdessen setzt die junge Truppe auf agile Softwareentwicklung, die auf einem intensiven Austausch mit dem Kunden beruht, wie Tobias Kehl, Projektingenieur bei Neoception, erläutert: „Wir beginnen mit einer konkreten und zunächst sehr überschaubaren und leicht erweiterbaren Lösung, die unseren Kunden unmittelbar einen signifikanten Mehrwert bietet. Durch unsere enge Zusammenarbeit mit dem Kunden erweitern wir die Lösung danach schrittweise nach seinen Anforderungen und Ideen. Dabei entstehen mit der Zeit Lösungen, an die anfangs niemand gedacht hat.“

Bild: Pepperl+Fuchs GmbH

Vorhandene Daten erschließen und nutzen

Das Kerngeschäft dreht sich um die Daten aus der Feldebene. Typischerweise produzieren heutige Feldgeräte eine große Fülle von Informationen, die aber mangels Kommunikationsweg nicht weitergegeben wird. Um sie zu erschließen, muss man sich u.a. mit der Komplexität von Feldgerätebeschreibungen beschäftigen. „Die meisten Anlagenbetreiber verfügen nicht über dieses spezialisierte Know-how oder scheuen dessen Komplexität. Unser Angebot besteht darin, diese Komplexität einzukapseln und die Daten alltagstauglich zur Verfügung zu stellen. Der Kunde muss nur einen Browser bedienen können, um an die gewünschte Information zu gelangen“, sagt Benjamin Stracke, Software-Ingenieur des Teams. Dr. Nagel verdeutlicht das Modell an einem weiteren Beispiel, diesmal aus der Prozessindustrie. Dort ist nach wie vor die 4 bis 20mA-Technologie weit verbreitet. In welcher Position sich ein Ventil tatsächlich befindet, lässt sich damit nicht ermitteln, obwohl das Feldgerät diese Information durchaus bereithält. Sie lässt sich heute mit einem Wireless-Hart-Gateway ohne Eingriff in die Prozessleittechnik zugänglich machen. Neoception entwickelt dazu einen Agenten für das Gateway, der die Gerätedaten ausliest und an eine Cloud weitergibt, z.B. an das Asset Intelligence Network von SAP (SAP AIN). Das Mannheimer Start-up erledigt auch die Entwicklung des Dashboards, das eine Zustandsüberwachung für die ausgewählten Feldgeräte in Echtzeit erlaubt. Auf Wunsch übernimmt es unter dem Motto Secure Operations sogar den Betrieb, die Wartung oder die Pflege solcher Lösungen im Alltag. Der Kunde erhält vom Remote und Condition Monitoring, über die Signalanalyse und Steuerung der vorausschauenden Wartung bis zum umfassenden Asset Management alles aus einer Hand. „Wir arbeiten mit zertifizierten Rechenzentren und einem Netzwerk von hochkarätigen Partnern zusammen“, erklärt Jörg Nagel. „Damit können wir unsere Kapazitäten flexibel an die Auftragslage anpassen und gleichzeitig immer unseren hohen Sicherheitsstandards treu bleiben. Zugleich wollen wir natürlich durchdacht wachsen und suchen qualifizierte Mitarbeiter.“ Außerdem kann die Firma auf die Ressourcen des Mutterkonzerns mit seiner großen Palette intelligenter Sensoren zurückgreifen. „Wir können die Entwicklung von Standardprodukten mitgestalten, um etwa ihre Einbindung in IT-Plattformen zu optimieren. Der Vertrieb unterstützt uns bei der Systemintegration und bei Außeneinsätzen. So setzen wir die 4.0 hinter jede Anlage!“

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