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Effizient, transparent und kostengünstig produzieren: Aufgaben und Nutzenpotenziale von MES

Das Management der Fertigung und der zugehörigen Prozesse wird mehr und mehr zu einer informationstechnologischen Herausforderung. Manufacturing Execution Systeme (MES) sind Treiber für die Organisation und Durchführung von Produktionsprozessen. Die Richtlinie VDI5600 informiert Anwender in produzierenden Unternehmen, z.B. Fertigungsleiter oder Arbeitsvorbereiter, über acht typische Aufgaben der Fertigungsmanagementsysteme.

Die Gestaltung und zielgerichtete Nutzung des Informationsflusses kann die Wertschöpfung in der Fertigung immens beeinflussen. Im Herbst 2003 gründete sich im VDI-Kompetenzfeld Informationstechnik (KfIT) ein Fachausschuss, um Planern in Fertigungsunternehmen und potenziellen Anwendern von Manufacturing Execution Systemen (MES) eine herstellerneutrale und fachlich fundierte Hilfestellung zu geben. Eine aufgabenorientierte Beschreibung der Fertigungsmanagementsysteme und ihrer Einsatzpotenziale war das Ziel der Expertenrunde. Im Spätsommer diesen Jahres erschien als Ergebnis die Richtlinie VDI 5600, ein Leitfaden für Entscheider, Prozessverantwortliche und -nutzer, Beteiligte im Auswahl- und Einführungsprozess mit ihren fachlichen Schwerpunkten sowie Anbieter von Software, Hardware und Integration. Sie reflektiert die bestehenden Konzepte der MESA (Manufacturing Enterprise Solution Association), die sie ergänzt und aktualisiert, und sorgt für eine Perspektive, die die Belange der europäischen Fertiger in den Mittelpunkt der Betrachtungen stellt. Im Vordergrund der Richtlinie steht die Darstellung von Aufgaben und Nutzen der Manufacturing Execution Systeme. Aufgabenfelder und Nutzenpotenziale von MES-Systemen Fertigungsmanagementsysteme unterstützen die Organisation und Durchführung des Produktionsprozesses. Daher besteht der erste Schritt der Richtlinie in der Aufschlüsselung der Aufgabenbereiche, die IT-gestützt abgewickelt werden können. Drei Bereiche werden in der VDI5600 ausgemacht: Prozessvorgaben, operative Aktionen und die abschließende Analyse von Produktionsaktivitäten zur Nachverfolgung und zur Erschließung von Verbesserungspotenzialen. Diese Struktur definiert ein prozessnah operierendes Fertigungsmanagementsystem – ein MES. Im Zusammenhang mit den Aufgaben eines MES im Fertigungsumfeld entstehen dessen Nutzenpotenziale. Von der vorausschauenden Beherrschung aller Bedingungen im Produktionsprozess und der Möglichkeit zur präventiven Beeinflussung bis hin zur Einhaltung von Produkthaftungsvorschriften kann der korrekte Einsatz eines MES zu erheblichen Verbesserungen im Produktionsprozess führen. Nach dem grundsätzlichen Konzept der VDI-Richtlinie werden acht konkrete MES-Aufgaben definiert, deren Zusammenspiel zur Unterstützung des Fertigungsprozesses beiträgt. Voraussetzung ist die Einbindung der Software in die Leitsysteme eines Unternehmens. Eine tatsächliche Ausprägung des Fertigungsmanagementsystems muss, auch dies erläutert die Richtlinie, nicht die Realisierung aller acht Aufgaben umfassen. Der Leistungsumfang sollte den jeweiligen Anforderungen des Anwenders angepasst sein. Integrierte Anwendung Organisierte und konsolidierte Standardisierungsaktivitäten für den Einsatz von Manufacturing Execution Systemen fanden – vorangetrieben durch die Anforderungen der Prozessindustrie – bereits in den 90er Jahren statt. Insbesondere die internationalen Organisationen MESA und ISA waren treibende Kräfte. Im Jahr 1997 hat die MESA ein praktikables und aufgabenorientiertes Referenzmodell mit elf Hauptaufgaben kreiert und für die Anwendung in der \“Prozessindustrie\“ aufbereitet. Hier stand insbesondere der integrierte Anwendungsgedanke im Mittelpunkt. Im deutschsprachigen Raum hat die Namur (Interessengemeinschaft Automatisierungstechnik der Prozessindustrie) im Jahre 2002 ein Arbeitsblatt MES (NA94) herausgebracht. Es beschreibt die Funktionalitäten eines Fertigungsmanagementsystems in der Prozessindustrie auch unter Berücksichtigung von Konti-Prozessen. Im Frühjahr diesen Jahres wurde das Arbeitsblatt NA110 veröffentlicht (die Zeitschrift IT&Production berichtete in der Ausgabe Mai/Juni). Zur Strukturierung der MES-Aufgaben, insbesondere bei einem Einsatz in der diskreten Fertigung, hat der VDI im Jahre 2003 im deutschsprachigen Raum die Initiative ergriffen. Die Richtlinie VDI5600 erschien in diesem Jahr im Beuth Verlag und kann über dessen Homepage oder über die Homepage des VDI bestellt werden. Kasten Anfang VDI5600 \“VDI-Richtlinien sind \“Arbeitsunterlagen\“ für den praktischen Arbeitsalltag, geben fundierte Entscheidungshilfen und bilden den Maßstab für einwandfreies technisches Vorgehen. Mit der Publikation der Richtlinie zum Thema MES wollen wir dazu beitragen, dass die potenziellen MES-Anwender eine produktunabhängige Beschreibung an die Hand bekommen, mit der sie zusammen mit den Anbietern ihre speziellen Bedarfe diskutieren und abgrenzen können. Mit der VDI-Richtlinie zeigen wir auf, was der Anwender von MES erwarten kann, und geben ihm eine gewisse Sicherheit bei seiner Investitionsentscheidung. Letztlich wollen wir dadurch zur Etablierung der MES-Konzepte im Fertigungsumfeld beitragen und den MES-Begriff vor einer Aushöhlung durch neue (Mode)Begriffe bewahren.\“ Gregor Gonsior

VDI Verein Deutscher Ingenieure e.V.
http://www.vdi.de/fa-mes

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