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Drehgeber-Expertenrunde ´Functional Safety´ - Teil 1/2

Sichere Drehgeber

Bereits zum dritten Mal fand die Drehgeber-Expertenrunde des SPS-MAGAZINs statt. Dabei diskutierten Experten von Baumer, BiSS Association, Fraba, Kübler, Hengstler, iC-Haus und Sick über das Thema ´Functional Safety´. Moderiert wurde die Veranstaltung von Dr. Johann Pohany, Geschäftsführer der Medidtcine Consultants. Im ersten Teil geht es darum, wo Safety-Drehgeber bereits im Einsatz sind, und ob SIL2 oder SIL3?

Johann Bücher (Hengstler): Kurzfristig kann man mit einem funktional sicheren Drehgeber derzeit noch kein Geld verdienen. Daher ist es notwendig, dass sich eine Firma langfristig für das Thema entscheidet, das heißt Investitionen in ein Functional Safety Management steckt, und weniger in Komponenten und Produkte.

Urlaub: Man benötigt eine gewisse Anzahl verschiedener Drehgeber, aber auch die Stückzahlen, damit sich ein Safety-Invest lohnt. Wir feiern auch 10-jahriges Jubiläum mit unserem Sinus/Cosinus Drehgeber und lassen ihn zum zweiten Mal nach SIL3 re-zertifizieren. Wir würden diesen Aufwand nicht betreiben, wenn es hierfür kein Businessmodell gäbe.

Matzker: Der Aufwand einer Implementierung ist bei SIL3 um ein Vielfaches höher, als bei SIL2, obwohl dies meist ausreichen würde. Ich empfehle daher beim Anwender nachzufragen, ob eine Applikation nicht auch durch organisatorische Maßnahmen auf SIL2 anstatt SIL3 kommen kann.

Für integrierte Servoanwendungen oder Anbaudrehgeber habe ich aber unterschiedliche SIL-Anforderungen?

Kleiner: Grundsätzlich sind die Safety-Anforderungen vergleichbar. Allerdings sehen auch wir für Servoantriebe SIL2 als ausreichend, obwohl unsere Hiperface-DSL-Schnittstelle bis SIL3 zertifiziert ist.

Hepp: Sowohl ‚BiSS Safety over BiSS Line‘, als auch ‚BiSS Safety‘ sind über den Black-Channel-Ansatz bis SIL3 standardisiert, können aber auch für SIL2 genutzt werden.

Bücher: Auch SCS Open Link erfüllt SIL3 nach dem Black-Channel-Prinzip. Es geht aber auch um die sicheren Anforderungen an ein Gesamtsystem, also Encoder, Sensorik, Kommunikation oder Auswerteeinheit.

Welche Trends sehen sie im Bereich funktionaler Sicherheit? Geht es dort eher in Richtung SIL2, PLd compliant oder SIL3?

Bücher: In den meisten Applikationen ist SIL2 ausreichend, wenn es um funktionale Sicherheit geht. Allerdings sind heute knapp 80 Prozent aller Anwendungen noch SIL-freie Applikationen. Wir beginnen derzeit mit der Integration der funktionalen Sicherheit in Servomotor-Feedback-Anwendungen, bei der Bahn- oder Bühnentechnik ist das bereits anders.

Urlaub: Hat man nur SIL2-Drehgeber in seinem Portfolio, begrenzt man sich zu sehr auf nur wenige Applikationen. Unsere Kunden erwarten aber, dass sie beide Lösungen bei uns kaufen können.

Krebs: Sicherlich ist der Großteil der Anwendungen SIL2, aber wir sehen auch Anwendungen mit speziellen SIL3-Anbaudrehgebern.

Haben wir bei heutigen Drehgebern andere Herausforderungen an die Software als früher?

Kleiner: Natürlich spielt die Software heute eine große Rolle, vor allem im Bereich der Differenzierung der Funktionalitäten. Wenn es um ‚Functional Safety‘ geht, ist es aber für uns Hersteller eine Herausforderung entsprechend qualifizierte Mitarbeiter zu finden. In diesem Bereich haben wir viel investiert, und zudem unsere Toolchain so ausgerichtet, dass wir bestens unterstützt nach Norm entwickeln und eine Wiederverwendbarkeit des Codes für SIL2 und SIL3 sicherstellen können.

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