Wie hat sich die Mensch/Maschine-Interaktion in den letzten Jahren entwickelt?
Die Art der Mensch/Maschine-Interaktion im Maschinen- und Anlagenbau folgt den Entwicklungen, die sich auch im Consumermarkt seit längerem beobachten lassen. Dabei steht eine einfache und intuitive Bedienung im Vordergrund, wie man sie beispielsweise von Tablets und Smartphones kennt. Statt über eine Vielzahl von Tastern erfolgt die Interaktion am HMI über Touchbedienung und einer einfachen Software-Benutzeroberfläche. Diese Oberfläche lässt sich mit wenig Aufwand an verschiedene Einsatzszenarien oder an neue Features anpassen. Als ein Treiber dieser Entwicklung kann – neben Effizienzvorteilen und weniger Fehlern bei der Bedienung – der Fachkräftemangel angesehen werden, damit neues Personal schnell an der Maschinen-Bedienstation eingearbeitet werden kann.
Ein HMI übernimmt auch immer mehr Aufgaben…
Genau, im Hinblick auf die Integration in eine von IIoT geprägte Automatisierungslandschaft kann das HMI zusätzliche Aufgaben übernehmen, die über das reine Bedienen und Beobachten hinaus gehen. So kann es auch als Edge Computer dienen, um große Datenmengen lokal zu verarbeiten, zu analysieren und vor Ort bereitzustellen. Durch immer leistungsfähigere Systeme kann dieser Prozess auch KI gestützt erfolgen. Als weiterer Aspekt kann das HMI als Fernwartungspunkt fungieren, um eine einfach umzusetzende und zugleich sichere Bedienung und Wartung aus der Ferne über VPN zu realisieren. In Kombination mit einer Datenerfassungsfunktion z.B. über eine gRPC-Schnittstelle und Cloudanbindung können Daten zudem anschaulich visualisiert und Assets kontrolliert werden.
ADS-Tec entwickelt und fertigt seit mehr als 40 Jahren industrielle Computer- und IT-Systeme. Geben Sie uns bitte einen Überblick über Ihr aktuelles HMI-Produktportfolio.
Unser HMI-Produktportfolio bietet für viele Branchen eine passende Lösung. Panel-PCs und Monitore für den Maschinen- und Anlagenbau, Fahrzeugterminals für die Logistik und Edelstahl-Panel-PCs und Monitore für besonders hygienesensible Einsatzbereiche wie die Lebensmittel-, Chemie- und Pharmaindustrie sowie die Reinraumtechnik. Viele dieser Produkte gibt es sowohl als Einbau-Panel als auch zur Anbindung an Vesa bzw. für die Tragarmmontage. Abgerundet wird unser Portfolio durch Box-PCs und HDBaseT-Module, mit denen sich abgesetzte Lösungen – bestehend aus PC und separatem HMI-Monitor – über eine Distanz von bis zu 100m umsetzen lassen. Zusätzlich bieten wir die Option, kundenspezifische Lösungen in Haus zu entwickeln.
Welche Ansätze verfolgen Sie bei der Benutzerfreundlichkeit ?
Hinsichtlich Benutzerfreundlichkeit arbeiten wir bereits im Produktentstehungsprozess eng mit unseren Kunden zusammen. Somit stellen wir sowohl bei der Inbetriebnahme bzw. der Montage des Geräts als auch bei der tagtäglichen Verwendung durch den Maschinenbediener hohe Effizienz und Bedienkomfort sicher. Dies spiegelt sich zum Beispiel in der Umsetzung eines durchdachten Montagekonzepts bei unseren Einbau-Panels wider. Dank der integrierten Befestigungslösung kommt es ohne separate Montageteile aus und ist mit nur wenigen Handgriffen sicher und schnell in der Maschinenwand montiert. Außerdem ist es möglich, unsere HMI-Panel-PCs ab Werk kundenspezifisch vorkonfigurieren zu lassen, beispielsweise mit angepasstem Image und spezifischen BIOS-Settings sowie besonderem Touchverhalten.
Wie gewährleisten Sie Langlebigkeit und Zuverlässigkeit?
Langlebigkeit und Zuverlässigkeit spielen im industriellen Umfeld eine zentrale Rolle, um einen kontinuierlichen Betrieb der Maschine zu gewährleisten und Stillstandszeiten zu minimieren. Durch die Auswahl qualitativ hochwertiger Industriekomponenten und Materialien sowie durch unsere 100 Prozent Entwicklungstiefe können wir sicherstellen, dass unsere Produkte den rauen Anforderungen der Industrie standhalten.
Und gibt es spezifische Designprinzipien?
Unser Designanspruch bei der Entwicklung von HMIs gehen eng mit dem Fokus auf die oben genannten Aspekte Benutzerfreundlichkeit und Industrietauglichkeit einher, zugleich verfolgen wir konsequent den Designanspruch an das HMI als ‚Visitenkarte der Maschine‘. Dies bestätigt sich durch eine Reihe von Auszeichnungen, etwa dem Red Dot Design Award.
Sie haben die Einführung einer neuen Web-Panel-Serie angekündigt. Was können Sie uns darüber erzählen?
Das ist richtig. Wir erweitern unser Produktportfolio im Bereich HMI um Web-Panels in den Ausführungen Einbau Panel, Panel zur Vesa-/Tragarmmontage und einem Edelstahl Web Panel für hygienesensible Anwendungsbereiche. Hierbei greifen wir im Wesentlichen auf unseren bewährten Modulbaukasten zurück, dem bereits unsere bestehenden HMI-Panel-PC- und Monitorserien zu Grunde liegen. Das bringt für unsere Kunden und Endanwender gleich mehrere Vorteile mit sich. Zum einen die von ADS-Tec gewohnte Qualität und Robustheit, zum anderen ein vertrautes Erscheinungsbild und identische Außen-/Einbaumaße. Dadurch können unsere Industrie-Panel-PCs, Monitore und Web-Panels in bestehende Einbaugegebenheiten einfach integriert werden. Außerdem ist bereits vorhandenes mechanisches Zubehör mit den entsprechenden Web-Panel-Serien kompatibel.
Was waren Hauptmotivation und Ziele bei der Neuentwicklung?
Mit der Einführung unserer neuen Web-Panels bedienen wir den Trend, dass die softwareseitige Visualisierung am HMI inzwischen immer häufiger webbasiert erfolgt: Die eigentliche Visualisierungs-Runtime läuft hierbei nicht mehr auf dem HMI, sondern wird lediglich über einen Browser auf dem Web Panel angezeigt. Gerade im Hinblick auf bessere Skalierbarkeit, einfachere Einrichtung und geringerem softwareseitigem Wartungsaufwand bringt Webtechnologie gegenüber einer klassischen Visualisierungslösung Vorteile mit sich.
Bei der Entwicklung haben wir darauf geachtet, unseren Kunden durch den softwareseitigen Funktionsumfang Mehrwerte zu bieten, die über eine reine Web-Panel-Funktionalität hinaus gehen. So wird es durch Integration von Docker-Technologie mit unseren Web-Panels möglich sein, den Webserver bzw. die webbasierte Visualisierung direkt auf dem HMI zu implementieren und Daten über verschiedene Kommunikationsprotokolle aus der SPS abzugreifen. Der Einsatz einer performanten ARM 64-Bit Quad-Core CPU ermöglicht es, in Kombination mit Docker außerdem z.B. eine lokale Datenanalyse im Rahmen von Predictive Maintenance durchzuführen. Außerdem haben wir einen IIoT-Edge-Datensammler integriert, mit dem sich Daten aus der SPS abgreifen und an eine Cloud pushen lassen.
Wie sehen Ihre Zukunftspläne im Bereich HMI aus?
Wir werden unser Produktportfolio im Bereich HMI unter Berücksichtigung der Bedürfnisse unserer Kunden und aktueller Trends auch weiterhin konsequent erweitern und aktualisieren. Nächstes Jahr dürfen sich unsere Kunden beispielsweise auf eine größere Aktualisierung von HMIs freuen, die speziell für den Einsatzbereich Lebensmittel-, Chemie- und Pharmaindustrie sowie die Reinraumtechnik konzipiert wurden.
