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Interview mit Mika Anttila über den Trend zur Simulation in der Fabrik

„3D-Spielplätze für die Industrie”

Das finnische Unternehmen Visual Components hat sich auf 3D-Simulation in der Fabrikplanung spezialisiert und gehört seit 2017 zu Kuka. CTO Mika Anttila ist Mitarbeiter der ersten Stunde. Im Interview spricht er über künstliche Intelligenz in der Simulation, Nachhaltigkeit und immer komplexer werdende Robotersysteme.

Wie erklären Sie das Thema Simulation jemandem, der nicht aus der Industrie kommt?

Mika Anttila: Man könnte sagen, dass wir 3D-Spielplätze für die Industrie bereitstellen. Wir können alles, was in so einer Fabrik installiert werden soll, virtuell darstellen – in allen Formen und Farben und mit realistischer Bedienung. Das kann ein Fließband, ein Roboter oder eben auch ein Mitarbeitender sein, der in der echten Fabrik später arbeiten soll.

Ein Robotersystem oder eine ganze Fabrik vorab als 3D-Modell zu simulieren, digitale Zwillinge von Maschinen zu erstellen oder vorab offline zu programmieren. Woher rühren diese Trends?

Es gibt immer mehr Roboter auf der Welt, Automatisierung nimmt stetig zu – und vor allem auch die Vielfalt der Robotersysteme. Es gibt neben den klassischen Industrierobotern mittlerweile Cobots und mobile Roboter. Selbst humanoide Roboter sollen bald in Fabriken eingesetzt werden. Zusammen mit kundenspezifischen Produktionsvarianten erhöht das die Komplexität. Wenn man diese komplexen Systeme und Planungen vorab als 3D-Modell simulieren kann, ist das ein großer Vorteil. So lässt sich schnell herausfinden, was funktioniert und was nicht. Wir unterstützen unsere Kunden dabei, diese Komplexität in den Griff zu bekommen. Die Themen liegen aber auch deshalb im Trend, weil man Systeme dadurch gezielt anpassen und verbessern kann. Die ganze Industrie strebt nach Effizienz. Und: Mit Simulation ist es möglich, Entscheider in Unternehmen viel schneller von den Planungen zu überzeugen. 3D-Modelle haben den Charme, dass man sowohl ganz tief in die Roboterprogrammierung einsteigen als auch mit realistischen Animationen seine Ideen und Prozesse für alle Zielgruppen anschaulich darstellen kann.

Kommt da auch schon künstliche Intelligenz ins Spiel?

Wir beginnen gerade erst, das volle Potenzial von KI zu erkennen. Doch die Geschwindigkeit, mit der KI genutzt werden kann, nimmt zu. Simulation kann dazu verwendet werden, Datensätze zu erstellen oder KI-Algorithmen zu testen. KI kann aber auch dabei unterstützen, durch Simulation die Automatisierung von Prozessen zu erleichtern. Wir arbeiten daran, dass unseren Kunden KI-basierte Hilfsmittel zur Verfügung stehen. Es gibt auch ein Projekt innerhalb von Kuka, bei dem wir zusammen mit Microsoft der Frage nachgehen, wie KI die Programmierung eines Roboters vereinfachen kann.

Welche Probleme lassen sich konkret mit Simulation und Offline-Programmierung lösen?

Viele Kunden schätzen den kreativen Spielplatz, den wir ihnen mit unserer Software bieten. Sie suchen nach Lösungen, wie sie Prozesse automatisieren können, wie sie Roboter in ihrer Fertigung am besten einsetzen können oder wie neue Fabriken möglichst effizient geplant werden können. Diese Themen vorab im 3D-Modell durchzuspielen hat ganz viele Vorteile: verschiedenste Varianten können getestet, Abläufe angepasst und am Ende die benötigte Hardware entsprechend ausgewählt werden. Oft ergeben sich in der Simulation auch ganz neue Ideen oder Ansätze. Das wird ebenfalls sehr geschätzt.


Zitat1: "Mit Simulation und der Verbesserung der Produktionsprozesse geht auch immer die Reduzierung von Energie und eingesetzten Rohstoffen einher."

Mika Anttila, Visual Components

Zitat1: „Mit Simulation und der Verbesserung der Produktionsprozesse geht auch immer die Reduzierung von Energie und eingesetzten Rohstoffen einher.“ Mika Anttila, Visual Components – Bild: Kuka AG

Wo liegen mit Blick auf die aktuellen Trends die größten Herausforderungen?

Eine Herausforderung besteht aktuell noch daran, die Zusammenarbeit mehrerer Personen in einem 3D-Modell zu ermöglichen. Da die Tools und Daten meist noch nicht in der Cloud sind, werden sie häufig nur von einer Person benutzt. Bei so komplexen Projekten wie der Simulation einer ganzen Fabrik, sind aber natürlich viel mehr Köpfe beteiligt. Das Ziel muss also sein, dass alle mit demselben Produkt und denselben Daten arbeiten können – auch wenn sie von außerhalb des eigenen Unternehmens kommen. Das ist der Punkt, an dem Cloud-Aspekte und Datenmanagement zum Tragen können. Extern beauftragte Unternehmen könnten dann gemeinsam mit Roboterprogrammierern aus dem eigenen Haus gemeinsam am Projekt arbeiten.

Mit Blick auf Nachhaltigkeit: Welchen konkreten Beitrag kann 3D-Simulation an dieser Stelle leisten?

Ich sage immer, dass Simulation eine Art Nachhaltigkeit eingebaut hat. Wird ein Projekt vorab als 3D-Modell dargestellt, kann alles auf das Wesentliche reduziert werden, das zur Lösung der Aufgabe benötigt wird: die eingesetzte Hardware, die benötigte Energie zum Betreiben – mit der Verbesserung der Produktionsprozesse geht auch immer die Reduzierung von Energie und eingesetzten Rohstoffen einher.

Wie wird es weitergehen? Was können wir in Sachen Simulation zukünftig erwarten?

Die digitalen Modelle von Robotersystemen, insbesondere die digitalen Zwillinge von Maschinen, werden Mainstream. Sie werden der Standard für jegliche Kommunikation und Zusammenarbeit – vom Design der Anlage bis hin zur Programmierung. 3D-simulierte Maschinen oder Roboter mit allen Details wie Roboterprogrammen können in Cloud-Umgebungen leicht abgerufen und verwaltet werden. Ein Fokus wird definitiv auf der Benutzerfreundlichkeit liegen – so, wie es immer der Fall ist, wenn ein Thema Mainstream und damit von einer breiten Masse und nicht nur von Experten genutzt wird.

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