Welchen Vorteil sehen Sie in konkreten Anwendungen mit der PLCnext Technology?
Koch: Wir haben viele Projekte im Bereich Infrastruktur, das heißt Verkehrsinfrastruktur, Tunnel, Wasser/Abwasser usw. Dort kommen unterschiedlichste Anforderungen und Softwarepakete zusammen, die im Kontext eines Automatisierungssystems laufen müssen. Hier sehen wir klare Vorteile mit der PLCnext Technology. Heute ist es zudem in vielen Anwendungen notwendig, beispielsweise in der Windkraftbranche, dass man Matlab Simulink verwendet. Matlab Simulink ist ja DAS Tool für Modelbased-Design. In der Vergangenheit wurde daher aus Matlab Simulink C-Code erzeugt, der dann in das IEC61131-Programmiersystem integriert werden musste. Mit unserem PLCnext ist es nun möglich, mit Matlab direkt auf dem End-Target zu programmieren. Der besondere Clou ist allerdings die Tatsache, dass man auch mit mehreren Entwicklern und unterschiedlichen Pragrammiertools gleichzeitig an dem Target arbeiten kann. Das heißt also, wenn man beispielsweise drei verschiedene User hätte, könnten alle Anwender zur gleichen Zeit auf dem Target arbeiten, weil sich die Programme, die auf dem Target laufen, nicht behindern. Dabei kann jeder der User in seiner präferierten Sprache programmieren: Der eine in IEC61131, der andere in C und der dritte beispielsweise in Matlab Simulink.
Sind die Hochsprachen-Tasks ebenso echtzeitfähig und deterministisch wie ich es aus meiner klassischen Steuerungswelt gewohnt bin?
Meyer: Wenn ich mit der PLCnext Technology programmiere, will heißen die entsprechenden APIs verwende, dann sorgt die intelligente smarte Middleware, für den Determinismus. Die entsprechenden Aktionen werden somit immer zum gleichen Zeitpunkt aufgerufen. Diesen Zwangszyklus, den eine SPS von Haus aus bietet, liefern wir jetzt automatisch, auch den Hochsprachenprogrammierern, ohne dass diese dafür etwas programmieren müssten. Und das ist der Vorteil des ganzen Systems: Ich profitiere sofort von den Mechanismen eines IEC61131-Systems, ohne etwas tun zu müssen. Das ist für einen Hochsprachenprogrammierer natürlich gerade dann besonders praktisch, wenn er die Verbindung von offener Programmierung mit Steuerungstechnik deterministisch nutzen möchte.
Hochsprachenprogrammierung kommt ja schon jetzt in der Automatisierungswelt häufiger zum Einsatz. Was ist das Besondere bei der Implementierung in die PLCnext Technology?
Meyer: In der Tat: In vielen Anwendungen kommen bereits Hochsprachenprogramme in Automatisierungsapplikationen zum Einsatz. Das war bis heute jedoch mit eklatanten Nachteilen verbunden. Zunächst benötigte man häufig zwei Hardwarebausteine, in der Regel eine SPS und einen (Embedded-)PC. Beide hatten eine unterschiedliche Entwicklungsumgebung und eine völlig andere Konzeption. Auch die Synchronisation mit dem Echtzeitverhalten der SPS war nicht gerade trivial. Diese Probleme haben wir mit der PLCnext Technology gelöst. Damit haben Anwender jetzt die Möglichkeit, beides auf einem Target und mit einer Architektur zu integrieren und sparen dabei zusätzlich noch Hardwarekosten ein. Dieses Geld können sie in eine deutlich leistungsfähigere und damit zukunftssicherere Plattform investieren. Zudem entfällt der Umweg der Daten über Feldbusse und damit weitere Komponenten und mögliche Fehlerquellen.